Was ist Empowerment?

Was ist Empowerment und woher stammt der Begriff?

Der Begriff Empowerment (engl.) bedeutet wörtlich Ermächtigung. Gemeint ist hier Stärkung von Eigenmacht und Autonomie.

 

Empowerment ist eine Strategie, die darauf abzielt, dass Menschen die Fähigkeit entwickeln ihr Leben selbst zu gestalten, ihre Interessen selbstbestimmt und selbstverantwortlich zu vertreten und sich nicht von außen bestimmen zu lassen.

 

Ursprünglich stammt Empowerment aus den Bürgerrechtsbewegung der schwarzen Einwohner und Einwohnerinnen Amerikas, der Frauenrechts-Bewegung und der Independent-Living-Bewegung (selbstbestimmtes Leben) behinderter Menschen.

 

Benachteilige Menschen schlossen sich in Gruppen zusammen. Sie tauschten sich über ihre Situation aus und setzten sich gemeinsam gegen gesellschaftliche Benachteiligung zur Wehr. Empowerment stand für das (politische) Aufbegehren einer Gruppe gegenüber gesellschaftlichen Diskriminierungen, Ausgrenzung und Fremdbestimmung.

 

Das Empowerment-Konzept wurde z.B. von dem brasilianischen Pädagogen Paulo Freire in seinem Werk „Pädagogik der Unterdrückten“ beschrieben und von dem amerikanischen Sozialwissenschaftler Julian Rappaport weiter entwickelt.

 

Julian Rappaport schreibt dazu: „Mit dem Konzept ‚empowerment‘ können wir nicht länger Menschen einfach als ‚Kinder in Not‘ oder als ‚Bürger mit Rechten‘ sehen, sondern vielmehr als vollwertige Wesen, die sowohl Rechte als auch Bedürfnisse haben. Wir müssen uns mit dem Widerspruch auseinandersetzen, dass selbst Menschen mit wenigen Fähigkeiten oder in extremen Krisensituationen, genauso wie jeder von uns, eher mehr als weniger Kontrolle über ihr eigenes Leben brauchen. Das heißt nicht notwendigerweise, daß wir deren Bedürfnisse nach Hilfe vernachlässigen, wenn wir für mehr Selbstbestimmung votieren. Empowerment ist eine Denkweise, die mehr Klarheit über die divergente Natur sozialer Probleme bringt.“

Auch heute wird das Empowerment-Konzept in verschiedenen Bereichen angewandt.

 

Anwendung von Empowerment

Empowerment in der psychosozialen Praxis

Empowerment in der sozialen und therapeutischen Arbeit bedeutet, dass Menschen aktiv werden und innere und äußere Schranken überwinden. Dabei geht es gerade nicht darum, dass eine Person mit professioneller Ausbildung unterstützungsbedürftigen Menschen hilft, sondern, dass Menschen ermächtigt werden für sich selbst einzutreten. Empowerment will die Ressourcen von Menschen aktivieren. Weg vom defizitorientierten Denken (das Glas ist halb leer), hin zum ressourchenorientierten Denken (das Glas ist halb voll).

 

Empowerment ist also ein Prozess, die eigenen Stärken zu entdecken, diese festzuhalten, weiter zu entwickeln und einzusetzen. Menschen werden dadurch selbstbewusster, lernen sich für ihre Rechte einzusetzen und ihr Leben aktiv in die Hand zu nehmen. Wer empowert ist, kann sein oder ihr Leben selbstbestimmt gestalten. Entscheidend ist dabei nicht der evtl. Grad der jeweiligen Beeinträchtigung, mit der ein Mensch lebt, sondern das Ausmaß der Kontrolle, die sie oder er über das eigene Leben hat.

 

Empowerment in Unternehmen

Im Unternehmenskontext bedeutet Empowerment, dass Vorgesetzte Verantwortung an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter übertragen, so dass deren Mitbestimmungsmöglichkeiten und Autonomie zunehmen. Dies führt zum Abbau von Hierarchien und zur Demokratisierung eines Unternehmens.

 

Prinzipien des Empowerment-Prozesses

Selbstbestimmung ist keine einfache Aufgabe. Gerade chronisch Kranke und behinderte Menschen müssen immer wieder hart dafür kämpfen. Um die Lebensfreude nicht zu verlieren und sich nicht einschüchtern und entmutigen zu lassen, ist Empowerment notwendig. Machtlosigkeit, Resignation und Hoffnungslosigkeit sollen überwunden, das Leben in die eigene Hand genommen werden. Dabei kann es hilfreich sein sich in einer Gruppe zusammenzuschließen.

Prinzipien für den eigenen Empowerment-Prozess sind:

  • Herauskommen aus der Opferrolle
  • Bewusstsein für die eigene Würde und den eigenen Wert entwickeln
  • Entwicklung von vielfältigen Kompetenzen
  • Aktiver Umgang mit Problemen
  • Probleme als Herausforderung begreifen
  • Selbstvertrauen entwickeln und sich selbst treu bleiben
  • Lernen „nein“ zu sagen
  • Lernen „ja“ zu sagen zu sich selbst
  • Eigene Kraftquellen entdecken und nutzen
  • Soziale Netzwerke bilden
  • Gemeinsamkeiten entdecken / Unterschiede feststellen
  • Respekt und Wertschätzung gegenüber den eigenen und den Stärken und Schwächen anderer
  • Keine Ehrfurcht vor „künstlichen“ Autoritäten haben

 

Für mich ist Empowerment mehr als nur ein Konzept.

Es ist einer meiner Werte, wenn es um den Umgang mit anderen Menschen und auch mit mir selbst geht.

Was ich damit genau meine erfährst du in meinem Blogartikel „Empower dich selbst und andere!“

1 Antwort
  1. Ulrike Rensmeyer-Byrd sagte:

    Liebe Petra, dein Artikel ist sehr informativ – vielen Dank für die Ausführungen.
    Es ist wirklich noch viel Luft nach oben – in unserer Gesellschaft und in dieser Welt.
    Eigentlich wäre „Empowerment“ gar nicht nötig, wenn ein Mensch grundsätzlich als eigenständige und wertige Persönlichkeit respektiert würde – egal in welcher Situation und welchen Alters… Und eben auch von klein auf erfahren und gelernt hätte, für sich und die eigenen Bedürfnisse einzustehen (einstehen zu dürfen). Sehe ich das richtig? Für Dr. Emmi Pikler war dies z.B. in der Kleinkindpädagogik bereits im letzten Jahrhundert eine Selbstverständlichkeit. Ihre Haltung und Sichtweise wird bereits seit vielen Jahrzehnten gelehrt und ist weltweit bekannt.
    Wenn es dich interessiert, können wir uns gerne mal austauschen.
    Ich wünsche dir viel Erfolg mit deiner Arbeit.
    Ulrike

    Antworten

Dein Kommentar

An Diskussion beteiligen?
Hinterlassen Sie uns Ihren Kommentar!

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert